Am gestrigen Sonntag feierte das Museum Gugging sein Zehn-Jahres-Jubiläum. Gestartet wurde das neue Jahrzehnt mit der Ausstellungseröffnung „johann hauser ... der künstler bin ich!", die Werke des Gugginger Künstlers Johann Hauser zeigt. Eröffnet wurde die Ausstellung von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll im Beisein des Gründers und Künstlerischen Direktors Prof. Dr. Johann Feilacher, der Standortleiterin Marion Koller und Mag. Nina Katschnig, der Leiterin der Galerie Gugging.
Was sich hier an diesem Ort in zehn Jahren entwickelt habe, sei „imposant", so Landeshauptmann Pröll. Von diesem Ort gehe eine unglaubliche Kraft aus, „die durch die Symbiose Kunst und Wissenschaft spürbar geworden ist". Das Museum Gugging sei eine Kulturinstitution mit einer „besonderen Eigenständigkeit und Internationalität". Durch die Symbiose Kunst und Wissenschaft sei eine „Kreativität spürbar, die eine besondere Dimension hat", so Pröll. Dadurch seien die Menschen in der Lage, „tiefer und auf breiter Ebene denken und spüren zu können". Jeder, der hierherkomme, könne sich hier in einer spezifischen Weise wiederfinden.
„Das Museum Gugging hat eine ganz spezifische Rolle", führte der Landeshauptmann aus, dass man in Niederösterreich vor Jahrzehnten die Chance erkannt habe, die in dieser Region liege. „Überall dort, wo eine rege Kulturszenerie vorhanden ist, dort ist auch Kreativität vorhanden", betonte Pröll, dass Kultur den Menschen veredle. Auch in einem Kulturbetrieb sei es wichtig, unternehmerisch zu denken, so sei es wichtig, dass man mit der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft (NÖKU) die kulturelle Szenerie in Niederösterreich geordnet habe, so der Landeshauptmann. Diese sei jedoch „nichts Statisches", es sei notwendig, sich ständig selber zu hinterfragen. Daher sei es auch notwendig geworden, die reichhaltige museale Landschaft neu zu ordnen. So sei die Urgeschichte mit dem MAMUZ in Asparn/Zaya und Mistelbach angesiedelt, die Archäologie in Carnuntum und die Volkskunde in Niedersulz. Mit dem „Haus der Geschichte" und der „Landesgalerie Niederösterreich" schaffe man zwei neue Kompetenzzentren. Das sei wichtig, denn von den sechs Millionen Exponaten des Landes, die in Depots gelagert seien, könnten derzeit nur vier Prozent der Öffentlichkeit präsentiert werden, so der Landeshauptmann.
Johann Hauser sei sein „erster direkter Kontakt zur Szene" gewesen, er habe ihm das Haus und seine Bilder gezeigt, so Direktor Feilacher. 1958 habe dieser zu zeichnen begonnen und sei auch Prof. Navratil aufgefallen. Es seien „die Gegenwartskünstler, die sich für die Künstler von Gugging und Art Brut interessiert haben", betonte Feilacher, dass es zu einer gesellschaftlichen Veränderung gekommen sei: „Wenn ein Arnulf Rainer 50 Hausers sammelt, hat das eine Bedeutung." Johann Hauser sei von Anfang an ein Phänomen gewesen: „Nach wenigen Jahren des Zeichnens hat er schon einen eigenen Stil erreicht." Er bedankte sich bei den Sammlern, ohne die die Ausstellung nicht möglich wäre. Die Einbettung des Museum Gugging in die NÖKU gebe Planungssicherheit und Freiheit in der künstlerischen Gestaltung.
Standortleiterin Koller sprach von einer Erfolgsgeschichte, die vor mehr als 50 Jahren begonnen habe und vor über 30 Jahren von Feilacher begonnen wurde zu realisieren. Dieser habe die Vision gehabt, aus diesem Ort „einen Ort der Inspiration, Toleranz und Offenheit zu machen", so Koller. Gemeinsam mit Nina Katschnig sei ihm das mit der Eröffnung des Museum Gugging vor zehn Jahren gelungen. Dieses sei „die Heimat der Werke der Künstler aus Gugging". „Das Museum lebt vom Einsatz der Menschen und Organisationen", bedankte sich Koller bei den vielen Förderern, die zu Botschaftern der Werke der Künstler aus Gugging geworden seien. „Herz dieses Hauses sind die Künstlerinnen und Künstler", so Koller.
Im Jahr 2006 gründete Prof. Dr. Feilacher gemeinsam mit Mag. Katschnig, der Leiterin der Galerie Gugging, das Museum Gugging. Damit bekamen die Werke der Gugginger Künstler, die in nationalen und internationalen Museen und Galerien einen temporären Raum hatten, direkt am Ort des Entstehens eine permanente Bühne. Seither hat sich das Museum Gugging einen Namen als Ausstellungshaus für die Gugginger Künstler, Art Brut und andere Kunstrichtungen gemacht.
Johann Hauser wurde schon früh zum Star unter den Gugginger Künstlern. Mit seinem prägnanten Strich war Hauser von anderen Künstlern wie Jean Dubuffet bis Arnulf Rainer hoch geschätzt. Seine Bildnisse von schönen und hässlichen Frauen, Raketen und Panzern, Schlangen und Schlössern sind intensiv, mächtig und bewegend. Hausers Frauendarstellungen beeindrucken durch ihre offensive Erotik und kraftvolle Strichführung. Verspielt zeigt sich der Künstler bei seinen anderen Themen, die durch ihre farbliche und emotionale Intensität faszinieren. Johann Hauser hinterließ etwa 1.600 Zeichnungen und 150 Radierungen, ein Lebenswerk, das weltweit in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten ist und ihn in die erste Reihe aller Art Brut-Künstler brachte. Die Retrospektive gibt mit rund 200 Werken einen umfassenden Einblick in das Lebenswerk dieses außergewöhnlichen Künstlers - begleitet von einem imposanten Ausstellungskatalog. Zu sehen ist die Ausstellung bis 8. Jänner 2017.
Nähere Informationen: Museum Gugging, Mag. Edith Wildmann, Telefon 0664/60499 374, e-mail edith.wildmann@gugging.at, http://www.gugging.at/.
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Rundgang durch die Ausstellung „johann hauser ... der künstler bin ich!“: der Künstlerische Direktor Prof. Dr. Johann Feilacher und Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll. (v.l.n.r.)
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