Am gestrigen Freitagabend wurden zum 63. Mal die Kulturpreise des Landes Niederösterreich im Rahmen einer feierlichen Gala im Festspielhaus St. Pölten verliehen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner eröffnete den Abend mit einer „Minute der Stille für die Opfer und betroffenen Familien des barbarischen Terror-Angriffs der Hamas am 7. Oktober, seit dem die Welt eine andere ist.“
Eine beschämende Serie antisemitischer Vorfälle erschüttere das Land. Die Schändung der Fahne vor dem Wiener Stadttempel oder auch der Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofes seien dabei nur die Spitze des Eisberges. „Wir sind eine weltoffene, solidarische, pluralistische Gesellschaft“, sagte Mikl-Leitner, „in der wir aufeinander schauen und mit uneingeschränkter Solidarität an der Seite Israels und zu den Jüdinnen und Juden stehen.“ Als Mitglied der Gesellschaft müsse man die Verantwortung, die Österreich als Staat trage, auch als Bürgerin und Bürger mittragen. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist Staatsräson“, betonte die Landeshauptfrau und man müsse „entschlossen und geschlossen gegen judenfeindliche Attacken und Übergriffe ankämpfen.“ Gerade die Kunst- und Kulturschaffenden seien wichtige Botschafter in der Gesellschaft und die Kunstpreisgala der beste Rahmen, „um Ihnen danke zu sagen für ihr künstlerisches Wirken, Ihr gesellschaftliches Engagement und Ihre kritische Haltung, die wir mehr brauchen, als je zuvor“, so Mikl-Leitner.
Kunst und Kultur sei in solch herausfordernden Zeiten „ein wichtiges Lebenselixier für unsere Landsleute, Kraftquell und Lebensader für das Land“ und werde hochgeschätzt. Diese Wertschätzung und Anerkennung für die unverzichtbaren Leistungen der Künstlerinnen und Künstler wolle man mit der Kulturpreisverleihung zum Ausdruck bringen. „Die Kulturpreise des Landes haben das Ziel, jene vor den Vorhang zu holen, die für die enorme Vielfalt des künstlerischen Schaffens in Niederösterreich verantwortlich sind“, unterstrich die Landeshauptfrau. Die Auszeichnungen zeigen, dass „Ihre Werke und Projekte Relevanz und Wirkung haben, denn sie erzählen Geschichten, bewegen Menschen, regen zum Nachdenken an, schaffen Austausch und Begegnung und schenken uns neue Perspektiven.“
Gerade in Niederösterreich sei Kunst und Kultur in all ihrer Vielfalt – von der Spitzenkultur zur Breitenkunst, von der Avantgarde zur Volkskultur - an allen Ecken und Enden des Landes das ganze Jahr spürbar und fühlbar, führte Mikl-Leitner aus. „Alleine im Sommer besuchten eine halbe Million Gäste unseren Kultursommer mit über 3.000 Theater-, Musik- und Kinoveranstaltungen und machten ihn damit zum erfolgreichsten Kultursommer überhaupt.“ Und man habe weiter viel vor, denn „Kunst und Kultur stehen in Niederösterreich nie still“, sagte sie und nannte u.a. die Schwerpunkte 2024 des kulturellen Geschehens, wenn St. Pölten Landeskulturhauptstadt sei: „Das Tangente Festival, das neue KinderKunstLabor und die frisch sanierte ehemalige Synagoge.“ Darüber hinaus investiere man weiter in die Flaggschiffe des Landes wie Grafenegg mit dem neuen Rudolf Buchbinder Konzertsaal, „aber auch in unsere Musikschulen mit dem neuen Zentrum in Schloss Zeillern.“
Die Gastrede am gestrigen Abend hielt Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Danielle Spera, die bis Ende Juni 2022 Direktorin des jüdischen Museums Wien war und nun für das Land Niederösterreich an zwei Forschungsprojekten mitarbeitet, um den Menschen das jüdische Leben in Niederösterreich näherzubringen. Auch sie unterstrich, dass „uns gerade Abende wie heute Hoffnung für die Zukunft geben.“ Man müsse positiv in die Zukunft schauen und sich „mit aller Kraft dafür einzusetzen, ein gedeihliches Zusammenleben aller Menschen, die hier in Österreich in Frieden leben wollen, zu erhalten.“ Auch die Gastrednerin betonte dabei die hohe Bedeutung von Kunst und Kultur für die Gesellschaft: „Sie zeigt sich in der Auseinandersetzung mit der Gegenwart, aber auch der Vergangenheit und der Zukunft.“ Kunst und Kultur gebe Impulse für das Miteinander, „hält uns einen kritischen Spiegel vor und kann die positiven Elemente kultureller Vielfalt akzentuieren.“
Bei der 63. Verleihung der Kulturpreise des Landes Niederösterreich, musikalisch umrahmt von Christina Kerschner alias Nnoa, Ethel Merhaut sowie Clemens Schaller & Band, wurden insgesamt 23 Preise (je zwei mit jeweils 4.000 Euro dotierte Anerkennungspreise und ein mit 11.000 Euro dotierter Würdigungspreis) in acht Sparten vergeben: In der „Bildenden Kunst“ ging der Würdigungspreis an Franka Lechner, die Anerkennungspreise an Markus Hiesleitner und Florian Nährer. Die Preise in der „Darstellenden Kunst“ wurden an Beatrix von Schrader (Würdigungspreis), Moritz Franz Beichl und den Verein Lemour – Physical Theatre (Anerkennungspreise). In der „Erwachsenenbildung“ erhielt Angela Lahmer-Hackl den Würdigungspreis, Johann Pittl und Josef Reisinger die Anerkennungspreise. Die Anerkennungspreise für „Literatur“ gingen an Cornelia Hülmbauer und Jakob Kraner In der Kategorie „Medienkunst - künstlerische Fotografie“ erhielt Heidi Harsieber den Würdigungspreis, Kseria Yurkova und Verena Andrea Prenner die Anerkennungspreise. Der Würdigungspreis „Musik“ wurde an Monika Ballwein, die Anerkennungspreise an Philipp Manuel Gutmann und Gina Schwarz vergeben. In der Kategorie „Volkskultur und Kulturinitiativen“ gingen die Preise an Franz Mayer (Würdigungspreis) sowie den Kulturverein Veik und den Tourismusverein Spitz an der Donau (Anerkennungspreise). Im Rahmen der Kulturpreisverleihung 2023 wurde zudem ein „Sonderpreis – Kunst und Kultur für junge Menschen“ vergeben. Hier ging der Würdigungspreis an Nina Blum, die Anerkennungspreise an die Vereine Wanderklasse und Jugend und Kultur Wr. Neustadt.
Alle Details rund um die Kulturpreisverleihung 2023 online: www.kulturpreis.noel.gv.at
Weitere Bilder
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit der Würdigungspreisträgerin „Musik“ Monika Ballwein (li.) und der Würdigungspreisträgerin des „Sonderpreis – Kunst und Kultur für junge Menschen“ Nina Blum.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überreicht den Anerkennungspreis in der Kategorie „Darstellende Kunst“ an den Verein Lemour – Physical Theatre.
In der „Erwachsenenbildung“ überreichte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner den Würdigungspreis an Angela Lahmer-Hackl.
In der Kategorie „Volkskultur und Kulturinitiativen“ überreichte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner den Würdigungspreis an Franz Mayer.
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