In einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstagvormittag im Hilfswerk Niederösterreich in St. Pölten zogen Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, die Präsidentin des NÖ Hilfswerkes Michaela Hinterholzer sowie Michaela Naber-Tastl, Beraterin beim NÖ Frauentelefon, Bilanz über das vergangene Jahr 2023.
„Jede Frau hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben“, betonte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister gleich zu Beginn ihrer Ausführungen und sagte weiters: „Jede Frau und jedes Mädchen muss wissen, es gibt Stellen, wo man sich hinwenden, sich anvertrauen kann und wo Wege aufgezeigt werden, sich aus einer Gewaltbeziehung zu befreien.“ Noch immer würden sich zu wenige Frauen Hilfe suchen, obwohl es gerade in Niederösterreich sehr viele Anlaufstellen und Einrichtungen gebe. „Niederösterreich hat ein gut operierendes und kooperierendes Netzwerk von Frauen- und Mädchenberatungsstellen, Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren, aber auch von Gemeinden, die bei Aktionen, die die Bedeutung von Schutz an Frauen in den Vordergrund stellen, mitmachen.“
Eine dieser Anlaufstellen sei seit 2005 das NÖ Frauentelefon – eine sehr niederschwellige Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen, denn „telefonieren ist etwas, das man in einer ruhigen Minute, in der man alleine zu Hause ist, schnell machen kann“, so Teschl-Hofmeister. Zudem sei das NÖ Frauentelefon eine Anlaufstelle für alle Altersgruppen und „jeder kann sich bei allen möglichen Problemen, nicht nur bei Gewalt, dorthin wenden.“
Die Landesrätin hob in der Unterstützung von Frauen zwei weitere Schwerpunkte hervor: Einerseits den finanziellen Aspekt, wo das Land Niederösterreich seit vielen Jahren mit diversen Initiativen versuche, Frauen eine gute finanzielle Grundlage zu ermöglichen. Nach wie vor „tendieren Frauen oft zu nicht so gut bezahlten Berufen, zum ,alles auf sich nehmen´“, deshalb habe man Initiativen wie die HTL for Girls, den Girls Day, Tech Datings usw. gestartet, „weil wir den Frauen die Möglichkeiten aufzeigen möchten, in welchen Berufen sie mehr Geld verdienen können.“ Geld sei eine wichtige Grundlage, um ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können – gerade dann, wenn es um Gewalt in der Beziehung gehe, „weil die Überlegung, kann ich diese Beziehung verlassen, natürlich auch mit Geld zusammenhängt.“
Der zweite Schwerpunkt stehe unter dem Begriff „Mental load“, wo oft auch gut ausgebildete, Vollzeit arbeitende und gutverdienende Frauen betroffen seien. Diese Frauen seien hoch belastet, „weil sie sich neben Job und Kindern vielleicht auch noch um ältere Verwandte kümmern, vielfältige Alltagsaufgaben organisieren – weil alles, was es in einer Familie, in einem Leben, zu bedenken gibt, auf den Schultern der Frauen lastet.“ Das Thema „Mental Load“ werde man deshalb in einer Serie von Veranstaltungen aufnehmen und behandeln, „denn Frauen müssen sich trauen zu sagen: ,Ich will das nicht alles auf meinen Schultern tragen´ und sollen lernen zuzulassen, Verantwortung auch abzugeben“, so Teschl-Hofmeister abschließend.
Michaela Hinterholzer, Präsidentin des NÖ Hilfswerkes, unterstrich: „Es gibt kein Problem, das zu klein ist, um besprochen zu werden und kein Anruf ist einer zu viel.“ Sie legte in ihrem Statement Zahlen und Fakten zum NÖ Frauentelefon dar. So wurden im vergangen Jahr „1.271 Beratungsgespräche mit einer durchschnittlichen Dauer von zehn bis 15 Minuten durchgeführt, mehr als die Hälfte davon fremdsprachig.“ Bei 29 Prozent der Beratungsgespräche gehe es um körperliche und seelische Gewalt, bei 20 Prozent um Beziehungsprobleme wie Generationskonflikte, Freundschaften aber auch Arbeitsbeziehungen. „24 Prozent aller Anruferinnen benötigen Unterstützung im Bereich psychischer Gesundheit.“ Weitere Aspekte seien Armut, Migration, soziale Krisen oder das Thema Wohnen. Hinterholzer betonte: „Das NÖ Frauentelefon ist eine anonyme Anlaufstellte für Frauen und Mädchen aus ganz Österreich, der Anruf ist kostenlos und scheint auch auf keiner Telefonrechnung auf.“
Michaela Naber-Tastl, Beraterin beim NÖ Frauentelefon, erklärte: „Wir sind ein multiprofessionelles Team aus Psychotherapeutinnen, Psychologinnen und psychosozialen Beraterinnen.“ Wenn sich Frauen melden, gehe es im ersten Schritt darum, das Problem der Anruferin zu erfassen. Wenn nötig, werde dann in einem zweiten Schritt an spezifischere Stellen weitervermittelt „wie zur juristischen Beratung, zu Frauenzentren oder auch Frauenhäusern. Naber-Tastl schilderte auch Fälle aus der Praxis des NÖ Frauentelefons und betonte: „In einer konkreten Gewaltsituation werden mit der Anruferin Möglichkeiten besprochen, was sie tun kann, beispielsweise sich an eine Vertrauensperson wenden, das Haus verlassen oder auch die Polizei rufen. Mit Einverständnis der Anruferin kann die Polizei aber auch vom NÖ Frauentelefon verständigt werden, wenn die Frau sich das selbst nicht traut.“
Die Nummer des NÖ Frauentelefons: 0800 800 810. Beratungen werden auch in Tschetschenisch, Russisch, Türkisch, Ukrainisch, Serbokroatisch, Bosnisch und Kroatisch durchgeführt. Alle Details zum NÖ Frauentelefon inkl. Beratungszeiten online unter www.hilfswerk.at/niederoesterreich/familie-beratung/jugendliche/noe-frauentelefon/
Weitere Rückfragen beim Büro LR Teschl-Hofmeister unter 02742/9005-12655, Mag. (FH) Dieter Kraus und E-Mail dieter.kraus@noel.gv.at bzw. Hilfswerk Niederösterreich, Presse & Kommunikation, 05 9249-30140, presse@noe.hilfswerk.at
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(v.l.) Michaela Hinterholzer, Präsidentin NÖ Hilfswerk, Michaela Naber-Tastl, Beraterin NÖ Frauentelefon und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.
„Jede Frau hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben“, betonte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister in der Pressekonferenz zur Bilanz des NÖ Frauentelefons.
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