Morgen, Freitag, 1. März, wird um 18.30 Uhr im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich in St. Pölten die neue Sonderausstellung „Auf der Flucht – 25 Objekte erzählen“ eröffnet. Die Zeitzeugin und Dokumentarfilmerin Zuzana Brejcha wird dabei von ihrer Flucht aus Prag im Jahr 1968 erzählen; für die musikalische Umrahmung sorgt Basma Jabr.
Die auf dem Forschungsprojekt „Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs“ unter der Leitung des Instituts für Jüdische Geschichte Österreichs (Injoest) basierende und von Christian Rapp, Maren Sacherer, Andrea Thuile und Benedikt Vogl kuratierte Schau erzählt anhand von 25 Objekten persönliche Geschichten von Krieg, Flucht und Vertreibung vom Dreißigjährigen Krieg bis zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine 2022, in denen Österreich sowohl Ziel- als auch Ausgangspunkt einer Flucht war. Während dabei Landkarten die jeweiligen Fluchtrouten nachzeichnen, verzichtet die Sonderausstellung auf eine chronologische Ordnung und stellt u. a. mit einer Babypuppe, einer Holzkassette, einem Opernglas und einer Kinderzeichnung die einzelnen Lebensgeschichten in den Mittelpunkt:
Die Puppe brachte ein 15-jähriges Mädchen 1968 aus der Tschechoslowakei nach Wien, wohin sie mit ihren Eltern nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ geflohen war, die Holzkassette wurde 1916 von Geflüchteten aus der Ukraine in Gmünd als Geste der Dankbarkeit hergestellt. Das Opernglas begleitete seine Besitzerin nach Argentinien, als sie mit ihrer Familie nach dem „Anschluss" 1938 aus Österreich vertrieben wurde, und die Zeichnung wurde 2015 von einem Kind in der Flüchtlingsunterkunft im Wirtschaftshof in St. Pölten angefertigt.
„Politische Rahmenbedingungen, Fluchtrouten und Transportmittel mögen sich ändern, gewisse Muster aber wiederholen sich“, begründet Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte, die Idee, das Thema Flucht an 25 Beispielen zu erzählen: „Menschen müssen ins Unbekannte aufbrechen, sie haben meist wenig Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Und sie können nur einen Bruchteil ihrer Habseligkeiten einpacken. Was dabei mitgenommen oder zurückgelassen wird, ist eine schwerwiegende Entscheidung, vor allem wenn es um Gegenstände mit emotionalem Wert geht.“
Ergänzend zu der Ausstellung geht es beim nächsten Forum „Erzählte Geschichte“ um das Thema Vertreibung: Unter dem Titel „Kindheit im Zwangsarbeitslager“ ist dabei am Dienstag, 12. März, ab 18.30 Uhr Katja Sturm-Schnabl zu Gast im Haus der Geschichte.
Ausstellungsdauer: bis 2. Februar 2025; Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag bzw. Feiertag von 9 bis 17 Uhr. Nähere Informationen beim Museum Niederösterreich unter 02742/908090-0, e-mail info@museumnoe.at und www.museumnoe.at; Anmeldungen zur Eröffnung unter www.museumnoe.at/anmeldung-geschichte.
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