Im kleinen Egon-Schiele-Museum an der Tullner Donaulände gibt es große Neuerungen: Unter dem Titel „Egon Schiele. Blicke“ beleuchtet die Schatzkammer mit 14 hochkarätigen Grafiken und Gemälden die Perspektiven des Künstlers und die seiner Modelle. Ein neu geschaffener Sonderausstellungsbereich zeigt das beeindruckend vielfältige Schaffen von Egon Schieles Künstlerfreund Erwin Osen, zu dem im Juni die erste Monografie präsentiert wird. Die Saison im Egon-Schiele-Museum läuft vom 25. März bis zum 5. November.
„Wie kaum ein anderer Künstler hat Schiele Augen und Blicke der Dargestellten zum Merkmal der Identität seiner Modelle gemacht. Der Blick seiner Menschen ist voller Botschaften“, erklärt Kurator Christian Bauer. „Egon Schiele war ein Großmeister des dargestellten Sehens. Das Porträt als die dominante Gattung seines Schaffens liefert ein Feuerwerk der Blicke“, so Bauer. Dank spannendster Leihgaben eröffnen die Werke seine Blicke auf die Schwestern Edith und Adele Harms, auf die Nacktheit, auf die Natur, auf die Akademie, auf Wally Neuzil, auf Klosterneuburg, auf seine Mutter, auf den Krieg und auf Tiere.
„Der charismatische Erwin Osen prägte den Wiener Frühexpressionismus und inspirierte Egon Schieles radikales Schaffen“, begründet Christian Bauer das Thema des neu geschaffenen Sonderausstellungsbereichs. „Anhand weniger Originalwerke von Erwin Osen präsentieren wir ein neues Bild dieses vollkommen zu Unrecht vergessenen Universalkünstlers. Wir zeigen Patientenporträts aus Steinhof ebenso wie Kostümentwürfe der ersten Parzival-Aufführung außerhalb Bayreuths“, so Bauer.
Auch der Forschungsgang des Schiele-Kompetenzzentrums in seiner Geburtsstadt wurde erweitert. Objekte sowie Interviews stellen nun das Schaffen der Sammlerfamilie Leopold dar. Sie erweitern das Angebot der „Schreibtische“, an denen zahlreiche Videos und Audio-Aufnahmen einladen, sich zum Thema Egon Schiele zu vertiefen. Fünf audiovisuelle Lebensstationen erzählen die Geschichte der texanischen Schiele-Forscherin Alessandra Comini. Ihr ist auch zu verdanken, dass hier die Originalstimmen der Schiele-Schwestern Melanie und Gerti sowie seiner Schwägerin Adele Harms zu hören sind.
Am Dienstag, 20. Juni, um 18 Uhr präsentiert Christian Bauer die erste Monografie zu Erwin Osen, die in Kooperation mit der Universität für Weiterbildung Krems entstanden ist. Am Dienstag, 12. September, um 18 Uhr lädt Schiele-Kurator Christian Bauer die Direktorin Nina Ansperger, neue künstlerische Leiterin im Museum Gugging, ins Egon-Schiele-Museum ein. Im Gespräch erklären die beiden, was Egon Schiele, Erwin Osen und David Bowie gemeinsam haben. Vom Atelierprogramm bis zum geführten Rundgang bietet das Egon-Schiele-Museum die perfekte Mischung für Kunstinteressierte und Kreative jeden Alters.
Nähere Informationen beim Museum Niederösterreich unter 02742/90 80 90-911, Mag. Florian Müller, E-Mail florian.mueller@schielemuseum.at, www.schielemuseum.at.
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